Das Sub-Genre „Wüstenrock“ mag dank Calexico und Giant Sand ausbuchstabiert sein. Doch Xixa schaffen mit ihrem Konzeptalbum „Xolo“ einen frischen Ansatz.
von Werner Herpell
Na klar, da ist immer diese Calexico/Giant Sand-Schublade, in die Xixa der Einfachheit halber reingesteckt werden. Und man kann ja auch nicht behaupten, dass das ganz unbegründet oder gar ungerecht wäre. Im erweiterten Sinne ist dies halt ebenfalls „Wüstenrock“ inklusive psychedelischer Ausbrüche, mit eindeutigen Wurzeln in den glutheißen US-Bundesstaaten und auf der anderen Seite des Grenzzauns. Und die Xixa-Masterminds Brian Lopez und Gabriel Sullivan pflegen bekanntlich seit langem enge künstlerische Verbindungen zu den eingangs erwähnten Bands.
Weniger Folk und Rock, mehr Cumbia und Mariachi
Die beiden Musiker teilen sich bei ihrer eigenen Formation Songwriting, Leadgesang und Leadgitarre. Sie schaffen es auf dem dritten Album – nach dem rockigen „Genesis“ (2021) und „Bloodline“ (2016) sowie den EPs „The Code“ (2019) und „Shift And Shadow“ (2015) – durchaus eindrucksvoll, sich von den Folk-, Singer-Songwriter- und Countrypop-Einflüssen etwa bei Calexico ein Stück weit abzusetzen, um stattdessen typisch süd- und lateinamerikanische Sounds wie Cumbia oder Mariachi stärker zu betonen.
Natürlich wird das Wüstenrock-Rad nicht neu erfunden, und Xixa nähern sich nun zeitweise dem jüngsten Album „Wake The Dead“ von Chuck Prophet an , der sich dafür mit der kolumbianischen Band ¿Qiensave? zusammengetan und dies im Interview ausführlich begründet hatte. Auch große Genre-Vorbilder wie die Texmex-Ikonen Los Lobos sind in Songs wie „Find You There“ oder „Arcoiris“ herauszuhören.
Ein ambitioniertes Konzept hinter „Xolo“
Aber atmosphärisch stimmig und toll produziert ist das alles schon. Ein ambitioniertes thematisches Konzept steckt ebenfalls dahinter, es hebt diese Platte deutlich über die Vorgänger hinaus.
„Xolo“ von Xixa (im Albumtitel und im Bandnamen wird das x wie ch ausgesprochen) bezieht sich auf eine haarlose mexikanische Hunderasse, die Xoloitzcuintli. „In den Kulturen der Maya und Azteken waren diese Hunde heilig und galten als Führer durch die Unterwelt, Mictlán. Die Platte erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, Arcoiris, das von ihrem heiligen Beschützer El Xolo durch alle neun Ebenen von Mictlán geführt wird“, so das Xixa-Label Jullian Records. „Die Lieder stellen die verschiedenen Begegnungen dar, die El Xolo und Arcoiris auf ihrem Weg durch ein Land voller Geheimnisse und Schatten erleben.“
Neues Xixa-Album „fast wie ein Musical“
„Wenn wir zusammenkommen, stoßen wir auf diese Themen: Gut und Böse, Isolation und Flucht, Angst und Liebe, Verzweiflung und Hoffnung“, sagt Lopez über die in vielen Jahren entwickelte Idee für eine Konzeptplatte. „In diesem Album steckt eine Menge Absicht – es ist fast wie ein Musical.“ Die dunklen, gruseligen Stimmungen der Texte werden, etwa in „La Danza De Los Jaguares“ oder im Closer „Heart Of The World“, mit fröhlichen Melodien und farbenfrohen Instrumentierungen (Akkordeon! Twang-Gitarre! Streicher!) kontrastiert. „Die Musik bringt dich ganz bewusst in diese Welt, durch die Ebenen der Unterwelt“, verspricht Sullivan. „Und der Geist wird am Ende befreit.“
Ein Happy-End also. Das gibt’s auch, aller anfänglichen Schon-zu-oft-gehört-Skepsis zum Trotz, in dieser Review: Richtig starke Scheibe.
Das Album „Xolo“ von Xixa erscheint am 21.03.2025 bei Jullian Records. (Beitragsbild von Brian Gabe)